Warum wir die Light Adjustable Lens (LAL) nur in Ausnahmefällen empfehlen

Derzeit wird die Light Adjustable Lense (LAL) von einer großen Klinikkette als „innovative“, „brandneue“ und gar „wegweisende“ Technologie beworben. Wir möchten Sie deswegen an dieser Stelle über die Vor- und Nachteile des bereits in der 90er Jahren entwickelten Verfahrens informieren. Dabei folgen wir unserem Grundsatz einer transparenten Beratung, frei von Kapitalinteressen. 

Wie funktioniert die Light Adjustable Lens (LAL)?

Die Light Adjustable Lens (LAL) ist eine Kunstlinse, deren Stärke nach der Operation mit kurzen Lichtbehandlungen noch fein eingestellt und später dauerhaft „fixiert“ werden kann. Das klingt praktisch, hat aber wichtige Haken: Sie müssen über mehrere Wochen eine spezielle UV‑Schutzbrille während der gesamten Wachzeit tragen, es sind zusätzliche Termine nötig und die Linse bietet – anders als EDOF‑ oder Trifokallinsen – keinen gleichzeitigen Fokus für Ferne und Nähe.

Unsere Empfehlung fällt deshalb zurückhaltend aus: Für die meisten Patientinnen und Patienten überwiegen die Nachteile. Die Technik stammt aus einer Zeit, in der die Bestimmung der Linsenstärke noch ungenauer war. Heute sind Messungen und Berechnungsformeln so präzise, dass eine nachträgliche „Feineinstellung“ nur noch selten einen echten Zusatznutzen bringt.

Warum wir die LAL nur in Ausnahmefällen empfehlen

  • Strenge Schutzvorgaben: Bis zur endgültigen Fixierung kann ungeschütztes UV‑Licht die Linse ungewollt verändern. Darum muss die spezielle UV‑Schutzbrille während aller Wachzeiten getragen werden – auch in Innenräumen. Das Vergessen kann zu unscharfem Sehen, Verzerrungen und zusätzlichen Behandlungen führen.

  • Keine echte Fern‑und‑Nah‑Lösung: Die LAL ist im Kern eine monofokale Linse. Ein großer Sehbereich wie bei EDOF‑ oder Trifokal-/Hybridlinsen wird damit nicht erreicht. Meist braucht man für feines Lesen weiterhin eine Lesebrille oder es wird eine leichte Monovision (ein Auge etwas für Nähe, das andere für Ferne) gewählt.

  • Mehr Termine und Zwischenphase: Nach der OP folgen mehrere Lichtbehandlungen im Abstand weniger Tage sowie ein oder zwei „Lock‑ins“. In dieser Zeit können die Seheindrücke schwanken.
  • Nicht „brandneu“ – Nutzen heute kleiner: Die Idee der lichtverstellbaren Linse gibt es seit den 1990er‑Jahren. Sie war besonders interessant, als Messungen der Linsenstärke noch ungenauer waren. Heute liegen in großen Studien etwa 80 % der Augen innerhalb ±0,5 Dioptrien zum Ziel – die Trefferquote ist also von Haus aus hoch.

  • Keine Garantie gegen spätere Stärkenänderungen: Auch nach einer erfolgreichen Einstellung kann sich das Sehen durch natürliche Veränderungen im Auge noch leicht verschieben. Ein Beispiel ist eine Verengung/Schrumpfung der vorderen Linsenkapsel („Kapselschrumpfung“) in den ersten Wochen bis Monaten. Dabei verändert sich die Position der Linse minimal – und damit auch die Stärke. Nach dem finalen „Lock‑in“ lässt sich die LAL jedoch nicht mehr nachjustieren. Die Technik kann also nur Messfehler ausgleichen, nicht aber spätere Veränderungen im Auge selbst.

Für wen kann die LAL dennoch sinnvoll sein?

In ausgewählten Situationen – etwa bei besonderen anatomischen Voraussetzungen oder nach früheren Laserbehandlungen an der Hornhaut – kann die Möglichkeit zur Feineinstellung hilfreich sein. Voraussetzung ist, dass die UV‑Schutzregeln zuverlässig eingehalten werden und die Zielsetzung (meist Fernsicht) klar ist. Die Entscheidung treffen wir individuell nach gründlicher Untersuchung.

Kurzüberblick über ausgezeichnete, modernere und für die meisten Patienten besser geeignete Alternativen

  • EDOF‑Linsen: Erweiterter Sehbereich insbesondere in der Ferne und im Zwischenbereich; oft geringe Lesebrillen‑Abhängigkeit
  • Trifokallinsen oder Hybridlinsen: Deutlich höhere Brillenunabhängigkeit in Ferne und Nähe, dafür häufiger Lichthöfe/Blendungen
  • Hochwertige Monofokale: Sehr gute Fernsicht, klare Abbildung; für Nähe meist Lesebrille nötig.

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FAQs zur Light Adjustable Lens (LAL)

Muss ich die spezielle UV‑Brille wirklich auch zu Hause tragen?

Ja. Bis mindestens 24 Stunden nach der letzten Fixierungs‑Sitzung sollte die UV‑Brille während aller Wachzeiten getragen werden – drinnen wie draußen. Hinter Fenstern kann ebenfalls UV‑Licht vorhanden sein.

Was passiert, wenn ich die UV‑Brille vergesse?

Unbeabsichtigte UV‑Einwirkung kann die Linse ungewollt verändern. Das kann unscharfes Sehen verursachen und zusätzliche Lichtbehandlungen erforderlich machen. In seltenen Fällen wird ein Linsentausch diskutiert.

Wie viele Lichtbehandlungen sind üblich und wie lange dauert die Phase?

Meist 2-4 Einstell‑Sitzungen von je rund 1-2 Minuten im Abstand von etwa drei Tagen, anschließend ein oder zwei Fixierungs‑Sitzungen. Die gesamte Phase dauert oft einige Wochen.

Ist die LAL eine neue Technik?

Nein. Das Konzept wurde in den 1990er‑Jahren entwickelt; bereits 2005/2007 berichtete die Fachpresse darüber. Die US‑Zulassung (PMA) stammt aus 2017; seitdem wurden Varianten weiterentwickelt.

Warum war die LAL früher attraktiver als heute?

Weil Messungen und Berechnungen der Linsenstärke früher weniger genau waren. Heute erreichen viele Zentren in Studien etwa 80 % Treffer innerhalb ±0,5 Dioptrien – eine nachträgliche Feineinstellung bringt dann seltener einen echten Zusatznutzen.

Kann die LAL gleichzeitig Ferne und Nähe so gut abdecken wie EDOF‑ oder Trifokallinsen?

Nein. Die LAL ist im Kern monofokal. Ein größerer Sehbereich wird – falls gewünscht – meist über eine leichte Monovision erreicht; für feines Lesen bleibt oft eine Lesebrille nötig.

Was bedeutet „Fixierung/Lock‑in“?

Nach den Einstellsitzungen wird die Linse dauerhaft fixiert. Danach sind keine weiteren Anpassungen mehr möglich.

Kann sich die Sehschärfe nach dem Lock‑in trotzdem noch ändern?

Ja, geringfügig. Natürliche Heilungsprozesse – etwa eine Verengung der Linsenkapselöffnung (Kapselschrumpfung) – können die Linsenposition und damit die Stärke in den ersten Wochen bis Monaten noch etwas verändern. Das ist unabhängig von der vorherigen Feineinstellung.

Habe ich mit LAL weniger Blendungen als mit multifokalen Linsen?

Als monofokale Optik hat die LAL tendenziell weniger typische Multifokal‑Effekte wie Lichthöfe. Ungewollte UV‑Einwirkung kann jedoch vorübergehend optische Unregelmäßigkeiten verursachen – deshalb ist die Schutzbrille so wichtig.

Für wen raten Sie eher zu EDOF / Trifokal (Hybrid) statt LAL?

Für Menschen, die möglichst ohne Brille in Ferne und Nähe auskommen möchten. Für Menschen, die nicht von ausgewählten Situationen betroffen sind – etwa von besonderen anatomischen Voraussetzungen oder nach früheren Laserbehandlungen an der Hornhaut. Für Menschen, die ein unkompliziertes Behandlungsverfahren wünschen. Welche Linse passt, klären wir immer individuell.

Linsentausch bei MUNICH EYE

Bei MUNICH EYE wird die OP z. B. an beiden Augen i.d.R in einem Eingriff durchgeführt. 
Alles Wichtige zur Alterssichtigkeit und zu unseren Behandlungsmöglichkeiten finden Sie hier.

Quellen

  • RxSight: FAQ & UV‑Brillen‑Hinweise (Abruf 2025).

  • AAO EyeNet (2005, 2007): Frühe Berichte zur einstellbaren Linse (Calhoun).

  • FDA Premarket Approval P160055 (2017): Light Adjustable Lens & Light Delivery Device.

  • EyeWiki (2025): Light Adjustable Intraocular Lenses – Ablauf der Anpassungen & Fixierung.

  • Review of Ophthalmology (2022): Biometrie & Formeln – ca. 80 % innerhalb ±0,5 D.

  • Zhang et al. (2016): Barrett‑Formel – hoher Anteil innerhalb ±0,5 D.

  • Aktuelle Übersichten (2024/2025): Kapselschrumpfung nach Katarakt‑OP – mögliche Refraktionsänderungen in den ersten Wochen/Monaten.